Unsere Helden

Schwer ist der Tod, doch leichter Dein Los, ist Deine Sache in Ordnung!

et lux perpetua luceat eis

Es ist schon etwas paradox, unserem Lebensbundprinzip ausgerechnet an einem Ort der Verblichenen so nahe zu sein wie kaum anderswo und zu keiner anderen Veranstaltung im Jahr als beim Gräberbummel. In kleinem Kreise gedenken zu dieser Zeit des Jahres auch wir unserer Verstorbenen. Bewusst sprechen wir nicht von ehemaligen Bundesbrüdern, sondern von Bundesbrüdern, deren Zeit unter den Sterblichen bereits abgelaufen ist. Nicht von uns gegangen, sondern immer noch in unserer Mitte verweilen sie dort wo ihr Geist, wo unser Geist weiterlebt. Burschenschafter wird man als junger Student, aber man bleibt es für sein Leben. Und darüber hinaus.

Die Aktiven besuchen in der letzten Oktobernacht, die ganz den Toten gehört, die finalen Ruhestätten ihrer Alten Herren sowie die Gedenkstätten für die Gefallenen und Vertriebenen der letzten Kriege, um ihnen Licht zu geben in die ewige Finsternis. Im Schein der Flammen glänzt vom vormals kühlen Grab das Gold unseres Bandes, mit welchem ihr Schwur erneuert wird. Und wir, die wir noch schreiten auf dieser Welt, erneuern zugleich den unseren. Geeint durch das Rot-Weiß-Goldene Band bekommt in einem solchen Moment voller ernster Tristesse und heiterer Anekdoten, der schon manchen Geist wiederaufleben ließ, auch der junge Fux, der erst Jahre nach dem Ableben eines Alten Herren aktiv wurde, die Möglichkeit, diesen noch ein wenig kennenzulernen – als seinen Freund und Bruder.

Den Hinterbliebenen unserer Bundesbrüder möchten wir dies auch in kraftzehrenden Stunden ins Gedächtnis rufen, dass niemand, der nicht mehr unter uns weilt, auch gestorben ist, solange noch jemand eine Geschichte über ihn erzählen kann. Und solange jemand weiter an seiner, an unserer gemeinsamen Geschichte Cheruskiae weiterschreibt.

Fiducit!

Wir betrauern

Mag. jur. Wilfried Niedermüller

* 11. 8. 1944     ᛣ 10. 1. 2024

 

Die Burschenschaft Cheruskia trauert zutiefst um unseren langjährigen, außerordentlich verdienstvollen Bundesbruder und ehemaligen Altherrenobmann AH Mag. pharm. Dr. Peter Krainer.

 

AH Reiner Rux, Prokurist i. R., ist am Freitag, den 13. August 2021 im Alter von 79 Jahren in Salzburg verstorben.

 

Unser treuer Bundesbruder AH Dipl.-Ing. Jürgen Middendorff, *17. 12. 1937, ist am 2. 8. 2022 in Berlin verstorben.

Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.

In memoriam

Abs. jur. Josef Pirker

1883 – 1916

Auf den Ehrentafeln auf der Terrasse unseres Hauses stehen die Namen der in den beiden Weltkriegen gefallenen Bundesbrüder. Wir wissen nur sehr wenig über deren Leben und über ihren Beitrag zum Bestehen der Burschenschaft Cheruskia. Stellvertretend für alle festgehaltenen Namen soll die Vita eines Bundesbruders, nämlich die des Josef Pirker, kurz skizziert werden.

 

Josef Pirker wurde am 3.10.1883 Waisenberg bei Mittertrixen, Kärnten, geboren. Mit 20 kam er nach Graz, um hier Jus an der Universität zu studieren. Ein Jahr später, am 2. März 1904, wurde er als 66. Mitglied in den äußeren Verband der Burschenschaft Cheruskia aufgenommen.

Im Bund wurde Josef natürlich vorwiegend Pepi genannt, sein Spitzname war Fips.

Nach einer genehmigten Partie erfolgte am 9. Februar 1905 die Burschung. Danach ging es gleich mit Hatzen gegen die Burschen-schaft Frankonia und die Burschenschaft Stiria weiter.

Wegen einer beleidigenden Äußerung seitens Herrn Ibounigs der Landmannschaft Tauriska kommt es am 28. Mai 1905 zu einer Säbelpartie.

Im Sommersemester 1905 war Josef Schriftwart des Bundes. In dieser Funktion war er auch für die Organisation des „15jährigen Stiftungs-Festes“ (sic!) verantwortlich. Im Wintersemester 1905/06 übernimmt Josef das Amt des Festwartes.

Im Wintersemester 1906/07 ist cand. jur. Josef Pirker Sprecher der Burschenschaft Cheruskia. In dieser Funktion erinnert er „an den alten Konventsbeschluß, daß alle Aktiven mittags und abends das Essen auf der Kneipe einnehmen müssen.“

Die Inaktivierung erfolgte am 17. April 1907.

Im darauffolgenden Sommersemester 1907 übernimmt Josef die Funktion des Fuchsmajors. Dabei stellte er fest, dass für den Fuchsenunterricht keine ausreichenden Materialien zur Verfügung standen. Daher wandte er sich an den BC: „Einem Ersuchen von iaB Pirker, die Protokolle für eine Couleurgeschichte mitnehmen zu dürfen, wird nicht stattgegeben, da die Berichte nicht entbehrlich sind.“ Dies war der erste Versuch, eine Couleurgeschichte der mittlerweile knapp 20 Jahre alten Burschenschaft Cheruskia zu verfassen.

Trotz dieser Abfuhr verfasste Josef im Wintersemester 1907/08 eine „Kneipordnung“, die vom BC angenommen wurde.

Im Wintersemester 1908/09 gab es offensichtlich finanzielle Ungereimtheiten: „Bb Pirker hatte vom Konvent einen Ehrentermin für die Bezahlung seiner Schulden erhalten und da ihm, trotz seines Ersuchens, eine Verlängerung desselben vom Konvent nicht bewilligt wurde, erklärte sich Bb Pfriemer bereit, die Schuld von 24,56 Kreuzer für Pirker vorzustrecken, um diesen vor Folgen zu bewahren.“

Am 13. März 1912 fand ein Konvent statt, von dem berichtet wird, dass Bb Pirker einige Konventsbeschlüsse kritisierte. Daraufhin erklärte der Konvent, dass er Pirkers Bemerkungen für unpassend halte. Dies ließ Josef nicht auf sich sitzen und legte am 16. März 1912 sein Band nieder, da er sein Recht, Konventsbeschlüsse kritisieren zu dürfen, nicht mehr als gegeben ansah. Außerdem fand er die neuen Mützen `einfach geschmacklos`. (Man hatte zuvor von steifen Mützen auf schlappe umgestellt. Anm. HE) Er konnte aber am Konvent zur Zurücknahme seines Entschlusses überredet werden.

Bei der Burschenschaft lernte er auch seine spätere Frau, Fräulein Grete Unterkircher, Tochter des verstorbenen Gasthausbesitzers, Herrn Johann Unterkircher, (Schwechater Bierhalle in der Herrengasse bzw. Budweiser Bierstube in der Jungferngasse) kennen. Sie heirateten am 10. 7. 1912 in Wien. Es ist nicht klar, wo Josef und Grete geheiratet haben, denn Josef war 1911, ein Jahr vor der Verehelichung, aus der Kirche ausgetreten. Zum Zeitpunkt der Hochzeit war Josef 28 Jahre alt.

Nach Beendigung seines Studiums übersiedelte er nach Klagenfurt und nahm eine Stelle als Konzipist bei der Landes-Hypothekenanstalt an.

Als letzte Nachricht seines burschenschaftlichen Wirkens ist eine Notiz in der Kärntner Zeitung “Freie Stimmen” vom 23. Oktober 1912 bekannt, in der berichtet wird, dass der “Konzipist Josef Pirker Lt. d. R. (Cheruskia, Graz) als Schriftführer der Ortsgruppe Klagenfurt des Verbandes alter Burschenschafter Oesterreichs” tätig war.

1914 begann der 1. Weltkrieg. Ob Josef freiwillig für “Gott, Kaiser und Vaterland” einrückte oder ob er eingezogen wurde, ist nicht bekannt. Das letzte Dokument, der Partezettel, gibt bekannt, dass Josef Pirker am 6. Juli 1916 als Olt. bei Kolomea, Russland, gefallen ist.

 

Fiducit Fips!

Unsere in den beiden Weltkriegen gefallenen Bundesbrüder: